Donald Trump ist Präsident der Vereinigten Staaten. Dass dieser Satz einmal Fakt sein würde, haben viele nicht gedacht – seit letzten Freitag ist er aber wahr. Und seit dem letzten Samstag ist klar, dass Trump weiterhin auf Widerstand stoßen wird. Denn der „Women’s March“ durch Washington zog wahrscheinlich mehr Menschen an als die eigentliche Amtseinführung.

Ich war an beiden Tagen auf und um die National Mall unterwegs und habe meine Eindrücke nicht nur auf diversen Live-Videos auf Facebook festgehalten, sondern auch noch mal gebündelt fürs hochschulradio düsseldorf.

 

Bericht über die Inauguration und die Gegendemos

Kommentar – zum Hören

Für viele war die Demo am Samstag ein großes Symbol der Hoffnung, dass Trump eingedämmt werden kann. Meiner Meinung nach sollten sich Fans der Demokraten und von liberaler Politik aber nicht zu freuen – es steht viel Arbeit bevor, wenn man Trump wirklich begegnen möchte.

Beim Einsprechen ist mir ein Fehler unterlaufen: Da die Bundestagswahl am 24. September stattfinden wird, würde die angesprochene Gegendemo natürlich am 25. September und nicht am 22. September stattfinden.

Kommentar – zum Lesen

Es war ein eindrucksvolles Zeichen, dass hundertausende Demonstrierende am Samstag mit dem „Women’s March“ gesetzt haben – ein Zeichen, dass selbst bei Donald Trump angekommen ist, zumindest laut seinem Twitter Account.

Aber mehr als ein Zeichen war es dann auch nicht.

An der politischen Gemengelage hat sich nichts geändert – Trump ist Präsident und der Kongress unter republikanischer Kontrolle. Und wenn die Demonstrierenden das ändern möchten, müssen sie mehr tun als vor dem Weißen Haus für ein paar Stunden Krach zu machen.

Ich habe hier Studierende gehört, die gesagt haben, dass sie die Protestkulter der 68er wiederaufleben lassen. Kommentar einer Soziologie-Professorin dazu: “Dieser Vergleich bedeutet, dass die Studierenden keine Ahnung von Geschichte haben.”

Die Bürgerrechtsbewegung, der viele jetzt nacheifern wollen, bestand eben nicht daraus zu einzelnen Protesten zu gehen, bunte und lustige Schilder mitzubringen und dann Fotos vorm Weißen Haus zuschießen, um die dann auf Facebook zu posten. Die Bürgerrechtsbewegung bestand aus vielen weit uncooleren Dingen – dem Aufbau von Netzwerken innerhalb verschiedener Städte, Kampagnen für Wählerregistrierungen und dem Organisieren von Protesten und Boykotten.

Das war harte und gefährliche Arbeit und es stellt sich die Frage: Finden sich heute in den USA noch genügend Menschen, die tatsächlichen Aktivismus betreiben möchten? Im Moment gibt es einen solchen organizierten Widerstand nicht, darüber können auch hundertausend pinke Mützen nicht hinwegtäuschen. Viele junge Wählenden haben es ja noch nicht mal geschafft, wählen zu gehen.

Man sollte also vorsichtig sein und nicht erwarten, dass vom ein auf den anderen Tag eine zweite Bürgerrechtsbewegung in den USA entsteht, die Trump eindämmen wird. Eine solche Bewegung braucht Zeit und Menschen, die bereit sind, die Hindernisse, die Trump und seine Regierung aufbauen werden, zu überwinden – und auch bereit sind, sich für politische Ämter aufzustellen, um den Wandel dann auch in die Politik zu bringen.

Das gilt übrigens nicht nur für die USA. Wenn die Menschen sich der AfD wirkungsvoll entgegenstellen wollen, braucht es eine ähnliche Strategie und Menschen, die Zeit und Energie opfern. Es wird nicht reichen, am 25. September zu einer Gegendemo in Berlin zu gehen, wenn die AfD einen Tag vorher mit 15% in den Bundestag eingezogen ist.

Aktivismus ist mehr als Selfies machen.

 

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