Es wird ernst – nach einer sehr langen Zeit der Eingewöhnung fing das Studium von „Journalism & New Media“ mit einem Besuch im National Press Club so richtig an. Unser Professor war 1994 Präsident der „weltweit führenden Organization für Journalisten“ und hat uns eine kleine Führung gegeben. Vorbei an unzähligen Bildern mit wichtigen Menschen, an alten Zeitungen und einer merkwürdigen Holzskulptur.

Gründungsgeschichte des National Press Clubs

National Press Club
Staunend Hinterköpfe, während Prof. Klein erzählt, welche wichtigen Persönlichkeiten im NPC reden gehalten haben.

Ich will euch nicht zu sehr langweilen, aber ein paar Basics zum National Press Club können nicht schaden. Gegründet wurde der Club 1908. Der „flamboyante“ Journalist Graham B. Nichol traf an der Straßenkreuzung 14th & F-Street seinen Kollegen James Hay Jr. In diesem Gespräch entwickelte Nichol die Idee, einen Club nur für Journalisten zu gründen. „Alle anderen Berufe hätten ja auch Clubs!“, war laut Prof. Klein seine Begründung. Also verteilte er ein paar Wochen später Flyer und warb für seine die Idee, die dann auch umgesetzt wurde. Mitstreiter zu finden war auch nicht schwer. Die Gegend war und ist (wenn auch nicht mehr so stark) Heimat vieler Zeitungsbüros – Das Weiße Haus liegt nur wenige Minuten zu Fuß entfernt. Kaum verwunderlich, dass das Gebäude des National Press Clubs 1927 auch direkt an der Ecke 14th & F-Street errichtet wurde.

(Kleine Anekdote dazu: Anscheinend hatte der Club zu dem Zeitpunkt nicht die finanziellen Mittel, um so einen Bau fertigzustellen und niemand wollte einen Kredit geben. Trotzdem ließ man den damaligen US-Präsidenten Calvin Coolidge unter großem Brimborium einen Spatenstich durchführen, um danach erstmal alle Bauarbeiten liegen zu lassen. Aber nun hatte man die Aufmerksamkeit und das Renommee, um einen Kredit zu bekommen.)

Ziele des National Press Clubs

Der National Press Club verteidigt zunächst einmal den ersten Zusatz zur US-Verfassung, das Recht auf freie Presse und Meinungsäußerung. Er setzt sich zum Beispiel für Inhaftierte Journalisten rund um die Welt ein und kämpft gegen Zensur. Daneben möchte der National Press Club Journalisten an sich stärken – sei es durch Fortbildungen oder dadurch, dass man im Gebäude mehrere Büros zur Verfügung stellt, die genutzt werden können. (Auf der Führung trafen wir zum Beispiel Paul Middelhoff, der vor einigen Jahren das Washington Semester Program unter Prof. Klein durchlaufen hat und jetzt für Zeit Online über die Wahl berichtet. Er meinte, er würde im National Press Club die meiste Zeit verbringen, weil er dort die besten Arbeitsbedingungen (und einen Fitnessraum!) vorfinden würde.) Und zu guter Letzt möchte der National Press Club auch selber Nachrichten generieren – deswegen lädt er Woche für Woche bekannte und wichtige Persönlichkeiten zu Luncheons ein. Zurück geht diese Tradition auf Franklin D. Roosevelt, der 1932 kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten ein Frühstück im NPC organisiert hatte, um dort über seine Wirtschaftspolitik zu sprechen.

Führung durch den National Press Club

Und damit ihr auch wisst, wie es im National Press Club aussieht, gibt hier jetzt eine kleine Führung. Und zwar von Prof. Gil Klein höchstpersönlich, seines Zeichens Präsident des NPC im Jahr 1994.

Aufmerksame Beobachter des Videos werden festgestellt haben: Gil Klein erklärt nicht, was es mit dem Truman Piano und der Holzskulptur auf sich hat. Ich kann es leider nicht mit so einem großen Elan erzählen, möchte euch aber auch nicht im Dunkeln lassen.

Das Truman Piano

Truman im National Press Club
Eine Frau im National Press Club! Lauren Bacall und Harry S. Truman. Quelle: press.org/AP

Der National Press Club war sehr lange Zeit ein „All mens club“.

(Funfact am Rande des Funfacts: Das erste Mal, dass Frauen bei einer Rede im National Press Club anwesend sein dürften, war 1959, als Nikita Chruschtschow (ein bekannter Menschenfreund …) nicht vor dem NPC reden wollte, sofern nicht auch Frauen im Publikum mit dabei sein durften. Es hat dann nochmal ein paar Jahre gedauert, bis Frauen richtige Mitglieder werden durften.)

Deswegen hatte die Frau vom damaligen Vizepräsidenten Harry S. Truman auch nach langer Überredungskunst ihrem Gatten erlaubt, samstags in den NPC zu gehen. Dort gab’s nämlich 1945 jeden Samstag freie Hotdogs und Bier für US-Soldaten, die von hochrangigen Politikern bedient wurden. Selbstverständlich nur Männern. Doch an einem Samstag im Februar 1945 wurden die Truppen nicht nur durch Hotdogs und Bier bei Laune gehalten, sondern auch durch die Schauspielerin Lauran Bacall unterhalten. Eine Frau! Die dem Vizepräsidenten ganz schöne Augen machte, während er auf dem Piano sein Können zeigte. Mrs. Truman war not amused, als sie am nächsten Tag die Bilder in der Zeitung sah.

 

 

Princess Alice

Alice
Princess Alice wacht über die amtierenden (im Büro) und ehemaligen (als Gemäde an der Wand) Präsidenten des National Press Clubs.

Die formunschöne Holzskulptur, die vor dem Büro des Präsidenten des National Press Clubs steht, ist ein Totem aus Alaska. Und auch in dieser Geschichte spielt wieder ein wichtiger Politiker eine Rolle, nämlich US-Präsident Warren G. Harding.

(Mehr Funfacts! Harding war der einzige Präsident, der vor seiner Präsidentschaft bereits Mitglied war, weil er selber Journalist gewesen war. Seit Gründung des Clubs haben aber alle US-Präsidenten dem Club einen Besuch abgestattet. Manche allerdings nicht, während sie Präsident waren. Barack Obama kam 2006 zum Beispiel als Senator vorbei und ist nicht immer im Vordergrund der Fotos. George Clooney, der neben ihm saß, war damals noch weitaus bekannter.)

Zurück ins Jahr 1923. Drei Jahre nach seiner Wahl zum Präsidenten reist Harding nach Alaska, um dort für seine Politik zu werben. Während seiner Reise wird er natürlich auch von der Presse begleitet, einige von ihnen waren Mitglieder des National Press Clubs. Sie entdecken die Skulptur vor einem Saloon von Minenarbeitern und denken: „Hey, diese Skulptur würde super in unseren Press Club passen!“ Also nehmen sie Alice, wie sie die Skultur taufen, mit. Der Transport einer solchen Skulptur von Alaska ist damals allerdings nicht gerade einfach. Doch Geschichte hilft den Journalisten. Harding erleidet eine Lebensmittelvergiftung (manche sagen, er sei umgebracht worden, weil er gegen Korruption in seiner Regierung vorgehen wollte) und wird mit dem Zug nach San Francisco gebracht. Dort stirbt er. Seine sterblichen Überreste werden auch per Zug nach Washington gebracht. Und anscheinend schaffen es die Journalisten beide Male, Alice in den Zug zu schmuggeln und sie so nach Washington zu bringen.

Jaja, die wilden Zwanziger …

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